Was die Jugend zur Region sagt
Schüler der HAK Bruck führten eine groß angelegete Umfrage durch
Das Projekt der Brucker HAK heißt "2025 - Großraum Bruck/Kapfenberg/Leoben - eine lebenswerte Region", und es dreht sich um ein brisantes Thema: Finden Jugendliche mit guter Ausbildung - Matura oder Studium - hier genug Möglichkeiten vor, um zu bleiben? Unter der Leitung ihrer Professorin Elke Knoll arbeiten Julia Metter, Kristina Perl, Michael Kalcher und Mark Zach seit Monaten daran und haben Hunderte Schüler dazu befragt. Sie organisierten auch eine Podiumsdiskussion, die kürzlich im Brucker Stadtmuseum abgehalten wurde.
Dabei schilderte der stellvertretende Leiter des Arbeitsmarktservice Bruck, Ewald Widhalm, wie die Wirtschaft gerne den Berufseinsteiger hätte: "Er soll 19 Jahre alt sein, viele Jahre Berufserfahrung mitbringen, alles können und nichts kosten." Martina Romen-Kierner, Regionalstellenleiterin der Wirtschaftskammer in Bruck, konterte: "Wenn ihr gerade gehen und grüßen könnt, findet ihr hier einen Job. Glaubt mir, wir brauchen euch dringend", appellierte sie an die Jugendlichen, die alle vor der Matura stehen.
Eine Blitzumfrage unter den anwesenden Schülern ergab, dass viele von ihnen hier bleiben und eine Existenz gründen wollen. Aber auch jene, die ein Studium ins Auge fassen, können sich gut vorstellen, danach wieder hierher zurückzukehren und hier zu leben - allerdings nur dann, wenn die Umstände passen. Und da gab es einiges an Kritik.
Job & Freizeit
Vor allem die Verkehrsverbindungen wurden kritisiert: Wer nicht direkt in Bruck oder Kapfenberg wohnt, hat es als Jugendlicher nicht gerade leicht, am "Leben" teilzunehmen. Und was den Arbeitsmarkt betrifft, so glaubt die Jugend nicht so recht an die tollen Möglichkeiten. Viele haben Erfahrungen bei Ferialpraktika, die ganz anders aussehen: "Wenn man sich bewirbt, kriegt man meistens nicht einmal eine Absage", beklagte sich ein Mädchen. Das bestätigte auch Alexander Sumnitsch, WK-Chef von Leoben. Er ersuchte um Verständnis für die Betriebe: Praktikanten würden bedeuten oft nur Arbeit und Zeitaufwand - und wenn sie endlich eingeschult sind, gehen sie wieder. Man dürfe das nicht mit der Suche nach einem fixen Job vergleichen.
Die Bürgermeister Hannes Finding aus Aflenz-Kurort und Manfred Seebacher aus St. Sebastian betonten, wie wichtig es wäre, wenn die Jugend bleibt. Allerdings ist beiden klar, dass gut ausgebildete junge Menschen sehr schwer Arbeitsplätze in der Provinz finden.
Die regionale Jugendmanagerin Valerie Böckel wies allerdings auf Studien hin, wonach nicht so sehr der Job dafür entscheidend sei, ob jemand bleibt oder geht: "Es sind viele andere Dinge, die eine Rolle spielen. Es geht um Freunde, ob man sich wohlfühlt und ob man sich in seiner Gemeinde verstanden und ernst genommen fühlt."
Hier hakte auch der Brucker Citymanager Andreas Steininger ein. Man bemühe sich sehr, auch das Angebot für die Freizeit zu verbessern und zu vernetzen. Er räumte aber ein, dass noch viel zu tun sei. Die Kritik der Jugend gab ihm recht. Außerdem bemängelten die Schüler das sinkende Angebot an Einkaufsmöglichkeiten für junge Menschen.
HAK-Direktor Anton Zündel warf ein: "Ich vermisse das Wort ,Eigeninitiative'. 90 Prozent aller Unternehmer kommen aus einer Lehre. Warum machen sich so wenige junge Menschen mit höherer Ausbildung selbstständig?"
Das Resumee: Die Jugend will durchaus hier leben, aber an den Rahmenbedingungen muss noch gearbeitet werden. Hier ist zweifellos viel zu tun, wobei auch die Jugend selber eingeladen ist, ihr zukünftiges Lebensumfeld aktiv mitzugestalten.
Quelle: Kleine Zeitung