Filmkritik: Funny Games US

Filmplakat
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Regie: Michael Haneke
USA, 2008
At-Start: 30.5.2008

Michael macht's noch mal. Bei aller Bewunderung für sein bisheriges Oeuvre scheint ein wenig Skurrilität angebracht, will man sich mit Hanekes Beweggründen befassen, den exakt selben Film noch einmal zu drehen. Da war einmal die verwährte Chance, für einen Oskar nominiert zu werden und daraus folgende Trotzreaktion, den amerikanischen Markt erobern zu wollen. Mit einem Film, den es schon gab: Funny Games (1997).
Ohne den Anflug des Versuches einer Neuerarbeitung erzählt Haneke noch einmal von den zwei jungen Männern, die einen Vorwand nutzen um in das Sommerhaus einer Familie einzudringen und diesen eine Wette vorzuschlagen. Sie wetten, dass in zwölf Stunden alle drei Bewohner des Hauses tot sein werden. Der Hund wurde bereits erschlagen.
Hanekes Konzept, die Zuseher durch exzessive, wenn auch nur angedeutete Gewalt zu überfordern und ihnen gleichzeitig ihr tief sitzendes Interesse an visueller Gewalt vorzuwerfen, hält bis heute. Und doch hat sich die Medienlandschaft verändert: Filme wie „Saw" haben Gewalt zur Hauptsache eines eigenen Genres gemacht und ein dementsprechendes Publikum ist durch „Funny Games" nicht mehr überforderbar. So strauchelt das Remake noch bevor es vom Markt aufgenommen werden kann und verschwindet zwischen den Verschiedenen Zusehergruppen in der Bedeutungslosigkeit. Der Durchbruchsversuch wurde in den USA kaum wahrgenommen und von den Medien zerrissen.
Es hätte wohl mehr bedurft, als einigen kaum wahrnehmbaren Änderungen im Drehbuch. Eine veränderte Medienlandschaft verlangt nach überarbeiteter Kritik. Der Film kann immer noch faszinieren, doch wenn Hanke uns wissen lässt, dass er keinen Grund gesehen hat, etwas Perfektes zu verändern, so mangelt es hier wohl an der nötigen Kritikfähigkeit.

Harald Koberg