Filmkritik: Der Italiener

Filmplakat
Filmplakat

Regie: Nanni Moretti
Italien/Frankreich 2006
At-Start: 11.4.2008

Einen Film über Berlusconi? Was will man denn da erzählen, was nicht schon jeder weiß? Bruno Bonomo (Silvio Orlando) will ihn trotz allem produzieren. Nicht, weil ihm viel an politischer Meinung liegt, sondern weil sein Studio Geld braucht. Überhaupt läuft es in Brunos Leben gerade nicht besonders gut. Seine Frau verlässt ihn, die Kinder wissen noch nichts und seine kreative Glanzzeit scheint er hinter sich gebracht zu haben. Also warum nicht einen Film über Berlusconi drehen?


Erstaunlicher Weise scheint Nanni Moretti selbst nicht ganz zu wissen, warum dieser Film nun gedreht werden soll und so pendelt er zwischen einem Familiendrama und einer Polit-Komödie hin und her, ohne diese beiden Schienen auf eine parallele Spur bringen zu können. Zwischen seinen nicht funktionieren wollenden Aussprachen mit den Kindern erwartet die Zuseher immer wieder einmal eine Szene aus dem fiktiven Film. Aber auch über Berlusconi lässt sich nichts erfahren, was man nicht auch den österreichischen Zeitungen entnehmen hätte können. Mit Ausnahme einer Szene verzichtet Moretti auch darauf, den fragwürdigen Politiker zu karikieren und stellt vielmehr reale Szenen aus dessen Biographie nach. Am Eindrucksvollsten wirken dann aber doch die Originalaufnahmen des machthungrigen Medienmoguls, der die cineastischen Darstellungen an Skurrilität noch übertreffen kann.


Mag sein, dass italienische Politik uns Österreichern auch in ihrer künstlerischen Analyse nicht verständlicher wird, mag aber auch sein, dass Moretti irgendwo der rote Faden gerissen ist. Und plötzlich kommt der Abspann.

Harald Koberg