Filmkritik: Shine a Light

Filmplakat
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Regie: Martin Scorsese
USA, 2008
At-Start: 4.4.2008

"Verdammt wir leben noch" war die Biographie des wohl größten Österreichischen Popstars aller Zeiten. Der Titel aber hätte zu Scorseses humorvollem Konzertmitschnitt eher gepasst.

Die Rolling Stones auf der Bühne, ein tobendes Beacon Theatre und eine Reihe von Interviewschnipseln von anno dazumal. „Wie lange denkst du, könnt ihr das noch machen?" wird der blutjunge Mick Jagger gefragt. „Ich weiß nicht", antwortet der, „aber ein Jahr schaffen wir es glaube ich schon noch". Dass er mit 65 Jahren noch immer nahezu spastisch über die Konzertbühnen rocken würde, hätte er sich wohl nicht erwartet. Und jetzt fühle sich auch noch einer der ganz großen unter den Regisseuren Hollywoods dazu bemüßigt, einen Konzertmitschnitt zu gestalten.

Scorsese wagt sich damit auf höchst ungewohntes Terrain. Die Darsteller wollen sich nicht von ihm führen lassen, die Kameras sind den Statisten - dem Publikum - im Weg und das Drehbuch mit der Abfolge der gespielten Lieder landet wenige Minuten vor Konzertbeginn auf seinem Tisch. Trotzdem spürt der Zuseher vor der Leinwand, dass hier mit Witz und können gefilmt wurde. Perspektiven wie man sie von Lifekonzerten noch nicht gesehen hat: stöhnende Musiker, unvollständige Dialoge am Rande der Bühne und immer wieder Keith Richards. Dass dieser Mann noch von selbst auf die Bühne kommt und obendrein in der Lage ist, seine Gitarre nicht nur zu halten, sondern sie auch noch fachmännisch zum Erklingen zu bringen scheint ihn selbst zu verwundern und Scorsese dankt ihm diesen Aufwand mit einigen Beidruckenden Nahaufnahmen eines mit Begeisterung zu Grunde gehenden Altrockers.

Für die ironische Auseinandersetzung mit seiner eigenen Präsenz wagt sich Scorsese auch in die Metaebene und steht selbst erstaunlich oft vor der Kamera und so bildet das verschmitze Gesicht eines ebenfalls alternden Regisseurs den Rahmen für einen Film rund um eine Rock-Formation die es einfach nicht lassen kann.

Harald Koberg