Filmkritik: Jumper

Krach-Bumm, Mann, bin ich anders...!

Kinosaal
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OT: Jumper
Regie: Doug Liman
Genre: Action, Science Fiction
Land: USA
Länge: 90 Minuten

Im Alter von 15 Jahren entdeckt der romantische Highschoolnerd David Rice (Hayden Christensen) seine außergewöhnliche Fähigkeit, sich durch pure Willenskraft jeden an gewünschten Ort teleportieren können. Nachdem ein fieser Bully die Schneekugel, die er seiner Angebeteten Millie (Rachel Bilson) gerade eben erst geschenkt hatte, auf den zugefrorenen Fluss neben dem Campus schleudert, bricht er bei der Rückholaktion durch das dünne Eis. Dem Tode nahe kommt es zu seinem ersten „Jump" der ihn in die Buchhandlung von Ann Arbour befördert. Innerhalb kurzer Zeit gelingt es ihm, seine Ortswechsel selbstständig zu kontrollieren, was sein Leben von Grund auf ändert - aus dem pickeligen Jungen wird ein strahlender Sunnyboy, der sich alle seine Wünsche in Windeseile erfüllt.

Vom Ziffernblatt des Big Ben ratzfatz in die nächste Bar, eine stürmische Nacht mit der schönsten Frau des Klubs, im Morgengrauen weiter zum karibischen Strand - Chillout. Die Finanzen für Übernachtungen in den besten Hotels, die schnelle Straßenmaschine, den Jetski und allerlei jetsettige Luxusartikel sind durch gelegentliche Beams in die Tresorräume diverser Großbanken gesichert. Kurz, er lässt sein altes Leben inklusive seines alkoholkranken und gewalttätigen Vaters frohen Herzens hinter sich. Doch das perfekte pubertäre Ausbruchsszenario wird durch einen kleinen Haken gekitzelt - Jumper werden von sogenannten Paladinen auf Gedeih und Verderben gejagt. Roland (Samuel L. Jackson) hat sich als vermeintlicher Oberpaladin zum Ziel gesetzt, die Jumper ein für alle Mal auszulöschen und bringt eine ganze Reihe von Mitkämpfern aufs Parkett. Ausgestattet mit einer High-Tec Maschine, die es Ihm erlaubt den Jumpern durch ihre Portale zu folgen, fesselt er sie zuerst mit 1000 Volt Peitschen, um sie dann mit einem Ritualdolch ins Jenseits zu befördern („Ich hasse Jumper") ...


Für Sprengladung ist so gesorgt, denn Löffelverbiegen und Uri Gellersches Möbelverschieben ist für den eigenbrötlerischen Jumperkollegen von David, Griffin (Jamie Bell) nur Kinderkram. Stattdessen wälzt er Paladine in der Wüste mit Linienbussen platt, die er schnell aus einer Tokyoer Magistrale einfliegt.
Wer also auf schnelle Schnitte, rollende Autos, laute Explosionen und schöne Schauspieler steht, wird mit Jumper bestens bedient sein. Mehr gibt es aber auch nicht, der Menschheitstraum von Telekinese wird vom Drehbuch mit ebensowenig Tiefe versehen wie die einzelnen Charaktere der Protagonisten. Samuel L. Jackson wird in die ebenso austauschbare Rolle des bösen religiösen Fanatikers gepresst, wie Rachel Bilson in die es lieb blickenden hilflosen Hascherls, Hayden Christensen in die des naiven Superheldensunnyboys und Jamie Bell in die des abgeklärten und frustrierten, trotzdem feurigen Eremiten.
Was nun Jumper bis auf ihre Beamfähigkeiten von den „normalen" Menschen unterscheidet, ist ebenso unklar wie die Frage, warum die Paladine sie jagen. Klar hingegen ist das Konfliktlösungskonzept des Filmes - wer mich haut, den hau ich noch viel fester! Besonders schön wird das in einer potentiellen Schlüsselszene deutlich. Roland will den gefesselten David gerade erdolchen: „Ihr alle werdet irgendwann böse!" - „Ich bin anders!" - „Du bist nicht anders.", woraufhin Griffin mit einem Flammenwerfer bestückt die Szene betritt und mit den Worten „Aber ich bin anders!" die Umgebung toastet.
Aber was soll's, Action in Reinkultur, ein näselndes „Warum?" ist hier halt schwer unerwünscht. Dass man nach eineinhalb Stunden Glamourclash keinen Deut schlauer ist, darf einen nicht stören und lässt eine Fortsetzung als ziemlich unausweichlich erscheinen. Ach ja, Davids scheinbar verschollene Mutter ist der Oberpaladin („Ich lasse dir einen Vorsprung David, weil ich dich liebe"). Ab 14 Jahren.

Von Daniel Herzig