Filmkritik: Speed Racer

Filmplakat
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Regie: Wachowski Brüder
USA, 2008
At-Start: 8.5.2008

Neo wäre erschrocken. Über drei Matrix-Filme hinweg hüllten Larry und Andy Wachowski eine Welt in schwarz und weiß und plötzlich bekennen sie Farbe. Knallig und schrill präsentiert sich ihr neues Regiestück, mit einer Nuance Retro-Style und einer voll ausgeschöpften digitalen Trickkiste. Eingefleischte Matrix-Fans, die sich eine weitere verworrene Geschichte zum Grübeln erwarten, voller Zwischenwelten, Metaebenen und Symbolen, täten gut daran ihre Hoffnungen noch einmal zu überdenken. Der Held nennt sich diesmal Speed Racer. Schon die gewissenhafte Analyse dieses Namens lässt Rückschlüsse zu. Speed betreibt mit Mama, Papa und den anderen Racers den Rennstall Racer Racing. Und an diesem Punkt sollte der geneigte Cineast bereits eine wage Idee vom Inhalt des Films bekommen haben. Also: Speeds großer Bruder Rex Racer war der größte - und schnellste - hat die Familie aber vor Jahren verlassen um kurz darauf bei einem Rennen umzukommen. Nun aber ist Speed der schnellste auf der Strecke und bekommt ein sagenhaftes Angebot eines Sponsors. Als er dieses jedoch, aus Liebe zum kleinen Familienunternehmen ablehnt, werden ihm die Gründe für die Handlungen des großen Bruders schnell klarer.
Soweit so platt. Und doch darf man nicht davon ausgehen, dass das Talent der Wachowskis nicht auch hier spürbar würde. Der Film basiert auf einer japanischen Anime-Serie aus den 1960ern und eben diesen Stil setzen die Regiebrüder auch in der Realverfilmung um. Grelle Farben, schrille Charaktere und höchst eigenwillige Schnitte und Übergänge prägen den gesamten Film und lassen das Auge nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder mutiert plötzlich der Hintergrund und nur selten hat man den Eindruck ein weitgehend reales Bild präsentiert zu bekommen. Dargestellt von einer Reihe bekannter Schauspieler (Susan Sarandon, John Goodman, Christina Ricci) bewegt sich Familie Racer durch eine Welt die Konsolen-Konditionierte Zuseher immer wieder nach dem Controler greifen lässt. Auf das Spiel zum Film wird aber noch gewartet.
Der Umstand, dass die fähige Schauspielerriege von den einfach gestrickten Rollen kaum gefordert wird und die Handlung sich in zwei Sätzen zusammenfassen lässt, erklärt die durchwegs vernichtenden Kritiken. Die Tatsache, dass die Regisseure eine bereits existierende Serie als Realverfilmung umgesetzt haben und der dosierte Wahnsinn des japanischen Zeichentricks in allen Szenen wieder erkannt werden kann, wurde dabei aber übergangen.

Harald Koberg