Filmkritik: Die Faust

Filmplakat
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Regie: Alfred Schwarzenberger
Österreich, 2008
At-Start: 9.5.2008

Mit „6 Tage und die Mopedfrau" erntete Alfred Schwarzenberger viel Ruhm und Anerkennung - zu mindest im Grazer Herz Jesu Viertel, das in seinem Film portraitiert wurde. Vier Jahre später widmet er sich ein weiteres Mal einem Lokalaugenschein, doch an den Platz der schrulligen Nahversorgerin tritt diesmal ein Schwergewichtboxer, der sich auf einen Kampf beim grazer Dinner-Boxen vorbereitet. Gegen die Erwartungen die der Begriff „Boxfilm" in den Köpfen vieler Zuseher aufkommen lässt, ist auch „Die Faust" kein Spielfilm. Schwarzenberger begleitet den grazer Kämpfer und seinen wiener Herausforderer, sowie den Organisator des Dinner-Boxens bei ihren Vorbereitungen auf den großen Tag. Im Mittelpunkt stehen dabei weniger die Kämpfe, als das Umfeld der drei Männer die ihr Glück in der Welt des Vollkontakts suchen.

Schwarzenberger setzt aber nicht nur auf Informationsübermittlung, sondern vor allem auch auf die künstlerische Aufarbeitung des Ganzen. Ungewöhnliche, oft erst beim zweiten Hinsehen verständliche Schnittfolgen prägen den Film und immer wieder bedient sich der Regisseur auch diverser Verfremdungseffekte um Stimmungen zu kommunizieren. Die Einblicke in die Welten der drei Sportler, ihre Lebenseinstellungen und Beweggründe wirken nach und hinterlassen Eindrücke.
Etwas unklar bleibt jedoch, worin genau das Ziel dieser Arbeit besteht. Schwarzenberger sucht einen Mittelweg zwischen Spielfilm und Dokumentation und verliert sich dabei ein wenig in den Grauzonen. Trotz einer Reihe guter Ideen und interessanter Umsetzungen bleibt doch der Eindruck, dass vieles, wohl aufgrund des Budgets, nicht ganz so geworden ist wie gewollt.

Harald Koberg