Filmkritik: Once

Filmplakat
Filmplakat

Regie: John Carney
Irland, 2007
At-Start: 25.4.2008

Neben den regungslosen Coen-Brüdern wirkten die Gewinner der Oscars für den besten Titelsong fast unwirklich. Während die einen ihre Oscars gerade noch mit einem kurzen „Danke" kommentierten war es Glen Hansard nicht einmal möglich seine Freude so weit im Zaum zu halten, dass auch seine Mitgewinnerin Markéta Iglová zu Wort hätte kommen können. Kein Wunder, ging doch der größte Preis im Kinojahr an eine unscheinbare irische Produktion der man den Mangel an Budget permanent ansieht, ohne ihn je zu bedauern. Denn das was sich um den prämierten Song entwirft ist zurückhaltender, kleiner Film wie man ihn schon lange nicht mehr auf Leinwand gesehen hat.

Die Handlung - eine junge Frau trifft auf einen Mann, sie musizieren gemeinsam, kommen sich näher und ihre Wege trennen sich wieder - ist schnell erzählt. Den Mittelpunkt bildet jedoch die Musik, die den Szenen den nötigen Halt gibt um greifbar zu werden. Ohne große Gesten entsteht so eine Emotionalität wie sie sich große Regisseure nur wünschen können. Jede Szene scheint exakt platziert und bietet ein weiteren Einblick in zwei Leben, die nie gespielt, oder erfunden wirken. Vielmehr regt sich der Verdacht, dass es gar keine Schauspieler sind, die man beobachtet. Dazu wirkt alles zu echt, zu wenig inszeniert und ein kurzer Blick in die Biographien der Hauptdarsteller scheint diesem Verdacht Recht zu geben.
Ohne sich ins Blickfeld zu drängen sind es aber vor allem auch die Kontakte zu den Menschen rundherum, die den Film so berührend werden lassen. Mit minimalem Wort- und Zeitaufwand gewinnt die Handlung durch sie an Tiefe und es verstärkt sich das Gefühl, mit am Tisch zu sitzen und an gewöhnlichen Leben in außergewöhnlichen Momenten teilzuhaben.


Gespielt, oder nicht, der Film beeindruckt durch einen Mangel an Überraschungen und Effekten. Möglichkeiten in gewohnte Bahnen zu verfallen werden konsequent übergangen, nie geschieht das Tragische, nie kommt es zur Kehrtwende. Eine Geschichte wie wir sie selbst erleben könnten - wenn die Gitarre uns gehorchen und unsere Stimme die Menschen fesseln würde. Was bleibt ist das angenehme Gefühl an etwas Schönem teilgehabt zu haben ohne Sensationelles berichten zu können.
Markéta Iglová wurde in der Oscar-Nacht übrigens wieder auf die Bühne geholt und durfte sich, mit angemessen Emotionen, bedanken. Ein bestens hörbares Lebenszeichen des kleinen europäischen Films auf der großen, internationalen Bühne.

Harald Koberg