Filmkritik: There Will be Blood

Megaphon
Megaphon

Regie: Paul Thomas Anderson
USA, 2007
At-Start: 14.2.2008

Zeit - Paul Thomas Anderson hat sie, nimmt sie sich und kreiert dadurch Ruhe und einen Blick, der nicht nur am Wesentlichen verweilt. Daniel Plainview (Danie Day-Lewis) hat sie nicht. Er ist auch nicht bereit, sie sich zu nehmen, denn für ihn zählen Profit und Macht und diese beiden Werte verlangen ihm Geschwindigkeit ab, vor allem in Relation zur Konkurrenz. Der kometenhafte Aufstieg des Ölmannes Plainview geht mit dem vollkommenen Verfall jeglicher Moral einher. Jedes neue Loch, das gebohrt wird, um der Erde Öl zu entreißen scheint auch die Menschlichkeit des Unternehmers weiter zu zersetzen bis diese schlussendlich zur Unkenntlichkeit zerfällt. Doch auch rund um Plainview verfallen die Menschen dem Wahn von Geld und Macht. Allen voran ein fanatischer Priester (Paul Dano), dessen Machtgier einen anderen Ausgangspunkt nimmt um sich letzten Endes immer näher an Plainviews Gier anzugleichen. Trotz all der Dunkelheit versteht es Anderson jedoch, sein Publikum in Staunen zu versetzen, mit Bildern, die eigentlich erschrecken sollten. Martialisch lässt er einen Bohrturm in Flammen aufgehen - ein Anblick, dem auch der Hauptdarsteller so sehr verfällt, dass er zum ersten Mal seinen Sohn im Stich lässt, dem das ausströmende Gas das Gehör geraubt hat.

Dass „Bourne Ultimatum" mehr Oscars zugesprochen wurden, als Andersons „There Will be Blood", mag darüber hinwegtäuschen, dass es sich hierbei um eine herausragendes Werk handelt. Anderson gelingt es, die Möglichkeiten des Mediums Film endlich wieder einmal voll auszuschöpfen und in all der Bildgewalt ist es lediglich die Überlänge, die zu schaffen macht.

158 Minuten gönnt er sich und seinem Kameramann um die Mechanismen von kapitalistischem Machtwahn und einem verklärten amerikanischen Traum in Szene zu setzen. Zeit, die an einigen Stellen etwas zu großzügig verbraucht wird, die letzten Endes jedoch einen Eindruck stehen lässt, der noch lange nachhallt.