Talk in Südost-Teil 1
Jugendliche im Kontext abwertender Einstellung, Identitäten und Radikalisierung
Abstract
Die globalen beobachtbaren Tendenzen der Politisierung Polarisierung von Identitäten beeinflussen Individuen und Gemeinschaften. Das Bedürfnis nach Übersichtlichkeit, Vertrautheit, Zugehörigkeit und somit Vergemeinschaftung wächst. Diese identitäts- und sinnstiftenden Zugehörigkeiten dienen als Abgrenzungsformen in einer zunehmend entgrenzten Welt. Diese globalen Verwerfungen finden über öffentlich-mediale Diskurse und Netzwerke ihre lokalen Niederschläge und gehen an den Jugendlichen nicht vorbei. Sie bilden für sie einen problematischen Deutungsrahmen, von dem sie im unterschiedlichen Ausmaß beeinflusst werden und es sich aneignen.
Was also tun, wenn die Jugendlichen selbst ihre Identität auf religiöse und kulturelle Aspekte reduzieren bzw. diese überbetonen und vermehrt zur Abgrenzung und Abwertung von anderen verwenden und das mit steigender Tendenz? Was tun, wenn die Jugendlichen - oftmals selbst Betroffene von Diskriminierung und Benachteiligungen - religiös abwertende, nationalistische, sexistische, antidemokratische Wertehaltungen vertreten? Um eine wissenschaftlich fundierte Basis über die Qualität, das Ausmaß und Zusammenhänge der Identitätssuche und abwertenden Einstallunten zu erhalten, wurde eine Studie über die Jugendliche der Jugendeinrichtungen in Wien durchgeführt. Ein spezieller Fokus wurde dabei auf Jugendliche mit muslimischem Hintergrund gelegt, das die Studie auch zeigen sollte, inwieweit sie religiös motivierte Abwertungen verinnerlicht haben und wie sehr sie gefährdet sind von Radikalisierungsdynamiken vereinnahmt zu werden.
In der Veranstaltung wurden die Ergebnisse und Erkenntnisse der Studie vorgestellt und diskutiert. Im Vorfeld wurden auch theoretische und geschichtliche Zugänge der Radikalisierung, Fanatismus und Salafismus erörtert und deren Auswirkungen diskutiert.
Das regionale Jugendmanagement möchte in diesem Zusammenhang 3 wichtige Statements mitgeben:
- Bildung ist ein wichtiger Resilienzfaktor
- Integration ist keine kognitive Entscheidung
- Man muss das ganze Bild sehen
Kurzvita Kenan Güngör
Kenan Güngör, Dipl. Soz., deutschsprachiger Europäer mit kurdisch-türkischen Wurzeln. Inhaber des Büros für Gesellschaft/ Organisation/ Entwicklung [think.difference] in Wien. Als Organisationsberater und internationaler Experte für Integrations- und Diversitätsfragen, berät und begleitet er staatliche und nichtstaatliche Organisationen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Er leitet unter anderem zahlreiche integrationsbezogene Leitbildprozesse au Länder- und Städteebene. Als strategischer Berater begleitete er unter anderem die Stadt Wien über mehrere Jahre in integrations- und diversitätsbezogenen Themen und war Gastprofessor der Uni Wien. Darüber hinaus ist er Mitglied des unabhängigen Expertenrates der österreichischen Bundesregierung wie auch der Vorsitzende des Expert_Forums Prävention, Deradikalisierung & Demokratiekultur der Stadt Wien.