jetzt oder nie
Das war "Die Lange Nacht der Jugend"




Es war ein spannendes Experiment.
Ist es hierzulande auch möglich, Menschen unterschiedlichster Altersgruppen, unterschiedlichster Interessenlagen, unterschiedlichster Bedürfnisse zu einer Veranstaltung zu bringen, die das Niveau des „Musikantenstadls“ weit übersteigt aber noch keine „Neuwirth-Oper“ ist?
Vordergründig ging es um die „Jugendkulturen“, deren Codes wir in der „Langen Nacht der Jugend“ knacken wollten, hintergründig ging es aber sicher darum, Jugendlichen von Seiten des Landesjugendreferates aus den Raum und die Zeit zu geben, den wir uns in der Gesellschaft für sie wünschen. Und: jenen Beitrag an Beziehungsarbeit zu leisten, den „die Jugend“ sucht.
Es war ein Spagat, den wir da versucht haben. Ein Seiltanz, um Aufmerksamkeit auf die Jugend zu fokussieren. Ein – zugegeben, gesicherter – Schritt in die Luft, ohne Boden unter den Füßen.
„Jetzt oder nie“, die „Lange Nacht der Jugend“ hätte sich mehr Teilnehmende verdient – soviel steht fest. Ob’s an der (trotz des Shuttlebusses) Abgelegenheit der Location des Schwarzl-Freizeitzentrums gelegen hat oder an der feucht-kalten Witterung, an der Neuartigkeit des Veranstaltungsformats oder an den Werbemitteln – das Landesjugendreferat analysiert es ...
Vielleicht gibt es noch andere Gründe: möglicherweise haben wir bewusst den Fehler gemacht, die Jugend nicht „werbemäßig“ zu verführen, sie zu locken, sie mit Geschenken zu ködern ...
Die, die da waren, die, die da was beigetragen haben, die hatten sichtlich Spaß an „Jetzt oder nie“, wobei dieser „Spaß“ nicht nur „Belustigung“ war, sondern „Auseinandersetzung“ oder noch besser "Zusammensetzung": Zusammensetzung von "sich selbst", mit anderen jugendlichen Lebenswelten, mit dem Leben. Als „lustvoll ernsthaft“ würde ich es gern umschreiben...
Und es gibt viele GewinnerInnen dieser Nacht: an erster Stelle sicherlich jene jungen Menschen, die wochenlang an einzelnen Programmpunkten gearbeitet haben, wie z.B. am Live-Spiel „Traum von der Insel“. Hunderte hat es an diesem Abend in seinen Bann gezogen, beim Scheitern zu einem neuen Anlauf inspiriert... Ein lebensechtes Spiel ist entstanden, das dich nach eigenen Wegen durch den Wirtschaftsdschungel suchen lässt... Auch weiterhin: das ist sicher ein bleibendes, mobiles Utensil im Zauberkasten des LJR!
Oder die Container-Gruppe, die sieben Freundeskreise eingeladen hat, „ihre Welten sichtbar zu machen“ – und diese waren dann nur mit bestandenen Aufnahmsprüfungen besuchbar...
Das Schachturnier war ein „Selbstläufer“, denn welcher junge Mensch sucht nicht nach den besten Strategien, in dieser Welt zu bestehen? Viele Menschen erprobten sich am Pfahlsprung, der viel Überwindung erforderte ... wobei wir wieder beim Schritt in die Luft ohne Boden unter den Füßen wären, den viele Jungen tagtäglich verspüren... Das Landesjugendreferat bietet seine Partnerschaft an. Natürlich auch jenen, die sich von der "Langen Nacht der Jugend" nicht angesprochen gefühlt haben ...
Kommentar: Arno C. Hofer (veröffentlicht in der zeitung 80)