„Von Spielgrausen nach Spielhausen“
Kinder nutzen nicht nur einen ihnen zugewiesenen Spielplatz zum Spielen, sondern (be)suchen vielfältige Spielorte in ihrem gesamten Wohnumfeld. Kinderspiel darf demnach nicht Ausgliederung in vorgefertigte Reservate bedeuten, sondern heißt Lebensaneignung und Erfahrungen machen in der Auseinandersetzung mit realer Umwelt in realen sozialen Gefügen.
Auf dem Weg zu einem bespielbaren Lebensraum steht daher die Festlegung von Qualitätszielen räumlicher Planung an erster Stelle. Kinder brauchen dazu aber keine Spielwelt, die nur für sie gebaut wurde. Sie wollen die Welt der Erwachsenen erleben und benutzen. Voraussetzung dafür aber ist deren Bespielbarkeit.
Es müssen also komplexe Lösungen gefunden werden, die durch eine Multifunktionalität von Räumen bestimmt sind. Ziel muß es sein, menschengerechte Lebensräume zu schaffen, die sich an den Bedürfnissen der Schwächsten orientieren.
Öffentliche Spielplätze, wie sie gesetzlich vorgeschrieben sind, können die Defizite allein nicht ausgleichen. Hier müssen zusätzliche ergänzende Formen gefunden werden, um Kindern Räume zum Spielen zur Verfügung zu stellen.
Warum es sich lohnt, Kinder zu beteiligen?
Wenn es um Spiel,- Freizeit- und Aufenthaltsräume geht, dann sind Kinder und Jugendliche Experten in eigener Sache. Sie sollten daher bei deren Planung und Gestaltung angemessen beteiligt werden. Denn - so, wie Kindern der Zugang zu ihrem Lebens- und Erfahrungsraum (Stadt-Gemeinde-Dorf) eröffnet wird, so werden sie später mit ihm umgehen, ihn mögen, pflegen, weiterentwickeln, (zer-)stören oder gar verlassen.
Die klare Forderung ist daher, in der Steiermark ausreichend Spielmöglichkeiten für Kinder bzw. Freizeit- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Mädchen und Burschen zu schaffen und bei Planungsprozessen partizipative Modelle zu wählen bzw. Kinder- und Jugendinteressen ausreichend zu berücksichtigen, denn dadurch wird vor allem die Identifikation mit der Gemeinde erhöht.
Auf dem Weg zu bespielbaren Lebenswelten
Kindergerechte Spiel- und Lebensräume bieten Kindern nachhaltigen Raum für Erfahrungen und Lernprozesse. Für familienfreundliche Gemeinden oder Siedlungen sind kindergerecht gestaltete Außenräume ein Qualitätsmerkmal.
Die Werkstatt für Spiel(t)räume von Fratz Graz berät und begleitet Einzelpersonen und Gruppen von der Planung bis zur Umsetzung einer AußenRaumGestaltung. Sie verwirklicht einen partizipativen, lebendigen und naturnahen Ansatz. Kinder, Jugendliche, betroffene Erwachsene, Behörden und ArchitektInnen werden in den Prozess einbezogen.
Wer kindergerechte Spielräume gestaltet und erhält, schafft nachhaltigen Raum für Lernprozesse und Erfahrungen und ermutigt zu mehr Lebensqualität.
Die Spielleitplanung
Ein konkretes Modell auf dem Weg zur Bespielbaren Stadt / Gemeinde ist die Spielleitplanung.
Wir verstehen darunter, dass die gesamte Stadt / Gemeinde für Kinder bespielbar sein sollte. Nicht nur spannende und bedürfnisgerechte Spiel- und Sportplätze sind für Kinder und Jugendliche von zentraler Bedeutung, sondern auch die übrigen Stadt-/Gemeinderäume (Wohnumfeld, Plätze, Parks, (Verkehrs-)Wege, etc.). Sie entscheiden wie wohl sie sich in ihrem Lebens- und Wohnumfeld fühlen.
Dabei planen Kinder und Jugendliche aktiv bei der Stadt/Gemeinde- und Verkehrsplanung mit. Die Ergebnisse erhöhen auch maßgeblich die Lebensqualität von Erwachsenen. So findet eine hohe Identifikation mit der Stadt / der Gemeinde statt.
Ziel
Die Stadt / Gemeinde erhält Grundlagen, um strategisch Spielflächen für Kinder und Jugendliche zu verwalten, zu erhalten, zu sichern und gegebenenfalls neu zu schaffen.
Weitere positive Aspekte
Durch die Mitarbeit von Kindern/Jugendlichen erhält das Projekt mehr Gewicht. Kinder/Jugendliche fühlen sich ernst genommen und erkennen, dass aktive Mitgestaltung der Stadt/Gemeinde mittelfristig etwas bewirkt. Ein weiterer positiver Aspekt ist der Blick auf die Stadt/Gemeinde aus Kinderaugen!
Wie erfolgt die Umsetzung?
Ein Team vom Verein Fratz Graz beobachtet die Spielplätze über einen längeren Zeitraum. Es wird die gefahrlose Erreichbarkeit der Spielplätze geprüft, das Umfeld, die Größe des Einzugsgebiets, die Qualität des Spielangebots, für welche Altersgruppe es hauptsächlich interessant ist und wer tatsächlich dort spielt. In weiterer Folge schwärmen Kinder aus, die Qualität und Bespielbarkeit von wichtigen Spielplätzen gemeinsam mit Fratz Graz zu prüfen.
Ergebnis
Die einzelnen Spielräume (Spielplätze, Schulhöfe, Wohnumfeld) werden steckbriefartig mit Fotos beschrieben, unter verschiedenen Kriterien bewertet und erläutert. Dazu gibt es eine Tabelle, wo alle Spielräume übersichtlich angeführt sind, um sie gut untereinander vergleichen zu können. Anhand eines Übersichtplanes können Stärken und Schwächen des Spielangebotes (z.B. der gefahrlosen Erreichbarkeit, des Angebots für unterschiedliche Altersgruppen, etc.) in den einzelnen Stadt/Gemeindeteilen schnell erkannt werden.