Steirischer Esoterik- und Sektenbericht 2010
Der Wandel in der steirischen Eso- und Sektenlandschaft
Die Steiermark kann mächtig stolz auf ihre Jugend sein - das zeigen alle Studien. Gerade deswegen gilt es gesellschaftliche Randströmung genau zu beobachten, Jugendliche darüber zu informieren und sie im Bedarfsfall davor zu schützen", meint Jugendlandesrätin Mag.a Elisabeth Grossmann zum aktuellen Sekten- und Esoterikbericht.
Dr. Roman Schweidlenka von der LOGO ESO.INFO berichtet über die aktuelle Situation in der Steiermark:
Seit der Jahrtausendwende hat sich die steirische Sekten- und Esoteriklandschaft gewandelt. Sekten gaben vielfach ihre extreme Abschottung gegenüber der Gesellschaft auf und passten sich den Forderungen des kapitalistischen Marktes stärker an. Eine Vermischung mit esoterischen Geschäften und Firmen erfolgte. Einige dieser Gruppen gaben extreme Positionen auf und lockerten den internen Druck, bei anderen ist im inneren Kern die autoritäre Struktur aufrecht geblieben.
Die Sekten wurden unsichtbar, d.h. die meisten Rituale, Feste, Zusammenkünfte finden in Privatwohnungen oder -gebäuden statt. Da kaum noch mit offener Aggressivität gegen die Gesellschaft vorgegangen wird, werden diese Gruppen heute fast nicht wahrgenommen. Während die klassischen Sekten, die sich zunehmend als harmlos profilieren möchten und Kritik mit gezielten Strategien bekämpfen, keinen Zuwachs erfahren, sind intolerante fundamentalistische Gruppierungen christlicher und muslimischer Zugehörigkeit in Graz seit Jahren im Aufwind.
Wirbel gab es immer wieder um die Gruppierung rund um den verurteilten "Heiler" Hamer, die als "braune Sekte" in deutschen Medien bezeichnet wurde und neben der Leugnung von AIDS und Krebs antisemitische Agitation betreibt.
Der mainstream der in Graz, zunehmend aber auch in den ländlichen Regionen stark verankerten modernen abendländischen Esoterik, hat sich immer mehr an den Gesetzmäßigkeiten des kapitalistischen Marktes orientiert und strebt in Heilbereichen immer stärker nach staatlicher Anerkennung.
Während viele in diesen Szenen tätigen Menschen sektenkritisch und demokratisch gesinnt sind und freie Selbstentfaltung wünschen, bilden sich im Esoterikbereich aber auch immer wieder kleine Minisekten heraus, deren FührerInnen Abhängigkeiten, Entmündigung und Leid für das soziale Umfeld
schaffen. Finanzielle Ausbeutung ist ein weiteres Problemfeld.
In Opposition dazu gibt es eine, quantitativ kleinere, betont nicht-kommerzielle Szene, die sich mit Esoterik und Spiritualität beschäftigt und vor allem in der Ost- und Südsteiermark angesiedelt ist. Auch Jugendkulturen suchen neue spirituelle Wege, von der Goa- und Rastabewegung bis hin zur schwarzen
Szene, wo es immer wieder zu rechtsextremen Vereinahmungsversuchen kommt. Satanismus spielt nur mehr als alternative Religion in jugendlichen Randbereichen eine Rolle.
Den gesamten Bericht gibt es hier als Download