Filmkritik: Babylon A.D.
Regie: Mathieu Kassovitz
USA, 2008
At-Start: 11.9.2008
Der Name Vin Diesel ist zu einer Marke geworden. Findet er sich auf den Plakaten eines Filmes, so weiß es das Publikum, was es zu erwarten hat: Wortkarge Action überbracht von einem kahl geschorenen Hünen. Vin Diesel hat aber auch bewiesen, dass er kein geistloser Muskelberg ist und, dass ihm auch Filme abseits seines Heimatgenres am Herzen liegen.
Auf den zweiten Blicke verwundert es demnach nicht, dass er sich bereit erklärt hat, den Söldner Toorop im Endzeitactionstreifen „Babylon A.D." zu mimen. Zum einen hat Regisseur Mathieu Kassowitz mit „Die purpurnen Flüsse" bereits bewiesen, dass er nicht ganz unbedarft an seine Arbeit herangeht und zum anderen bleibt auch nach dem Genuss des neuesten Werkes der beiden der Eindruck, das Drehbuch habe Potential gehabt.
Erzählt wird also von Söldner Toorop, der in naher Zukunft beauftragt wird, ein Mädchen nach Amerika zu schmuggeln. Europa liegt in Schutt und Asche und die Straßen gehören Söldnern und Waffenhändlern. Die Vereinigten Staaten bilden eine fragwürdige Insel der Seligen, die sich nach außen hin abriegelt um nach innen dem Kommerz zu frönen. Also macht sich Toorop in Begleitung zweier Damen auf den Weg über die Beringstraße nach Alaska und stellt immer öfter Fragen nach dem wahren Grund für die Reise.
In hundertundeiner Minute Laufzeit strotzt der Film vor Symbolik und Pathos und wen das Gefühl beschleicht, nicht immer ganz mitzukommen, dem sei gesagt, dass Kassowitz den Film weit länger konzipiert hatte, bevor das Studio die Laufzeit auf gute eineinhalb Stunden kürzte. So kommt der Film zu seinem größten Manko: Er wirkt zerhackt und entbehrt in seinem Handlungsverlauf immer wieder eines gewissen Maßes an Logik. So wird man nach einer Reihe von unterschiedlich eindrucksvoll choreografierten Kampfszenen von den Lösungen auf all die offenen Fragen förmlich überrollt.
Vin Diesel spielt seiner Art entsprechend solide und lässt sich während seines Abenteuers von bekannten Gesichtern wie Gérard Depardieu, Michelle Yeoh und Charlotte Rampling umgeben. An schauspielerischer Leistung mangelt es also keineswegs und selbst die weniger imposanten Actionsequenzen wären bestens erträglich, wäre da nur ein wenig Zeit für die Handlung geblieben.
Eingefleischten Vin Diesel Fans wird's gefallen, als rundum gelungen lässt sich dieser Film aber keineswegs bezeichnen.
Harald Koberg