Filmkritik: The Dark Knight
Regie: Christopher Nolan
USA, 2008
At-Start: 20.8.2008
Selten sorgt ein Film derart für Furore, bevor er zum ersten Mal über die Leinwand flackert. Vom Oscar posthum wurde da gesprochen, ein Meisterwerk wurde prognostiziert und die ersten Verkaufsrekorde purzelten bereits mit den Vorbestellungen zum Premierenwochenende.
Noch seltener gelingt es einem Film, dem gewaltigen Druck der durch solche Lobpreisungen im Vorhinein entsteht, gerecht zu werden. Vor dem Hintergrund gewaltiger Erwartungen sind bereits viele gelungene Filme erblasst, doch im Grunde liegt es wohl in der Natur eines dunklen Ritters, derartigen Bedrohungen zu widerstehen.
Christopher Nolan hat mit „The Dark Night" ein Meisterwerk der Popkultur erschaffe, einen Film, der von allen gesehen und von den meisten mit Lob bedacht wird. Schon früheren Filmen, die unter seiner Regie entstanden sind, ist es gelungen, eine ganze Palette von Ansprüchen zu befriedigen. Bereits „Memento" und „Batman Begins" waren in der Lage das Popcornkinopublikum ebenso zufrieden zu stellen wie jene, die einen Kinosaal ausschließlich mit intellektuellem Anspruch betreten. Gelingen kann das mithilfe einer Elitetruppe der hollywoodschen Schauspielerriege, faszinierenden Charakterrollen und Handlungssträngen, die trotz aller Spannung in der Lage sind, Freiräume zu schaffen, für Nahaufnahmen und Charakterstudien.
Dass Christian Bale in der Hauptrolle weit weniger gefordert wird, als die Schar seiner Kollegen, entspricht dem Konzept. Batman bildet lediglich einen Mittelpunkt und eine Identifikationsfigur mit der man der Handlung folgt. Tiefe, Humor und Anziehungskraft bekommt der Film durch seine Nebendarsteller: Michael Cane, Morgan Freeman, Gary Oldman und, medial zum personifizierten Höhepunkt des Kinojahres erklärt, Heath Ledger, der mit seinem tragischen Tod unwillentlich eine gewaltige Werbetrommel gerührt hat.
Doch der Lobgesang auf den verstorbenen Jungschauspieler ist gerechtfertigt. Durch ihn wird der Joker, ein ohnehin schon charismatischer Bösewicht, zu einer der faszinierendsten Leinwandgestalten der letzten Jahre. Jedes Zucken seiner Gesichtsmuskeln wird zum Ausdruck brutalen Wahnsinns. Eine Leistung die vor allem in der Originalfassung durch eine abstoßende, sprachliche Intonierung unterstrichen und vergrößert wird. Und angesichts der anarchischen Gewaltexzesse des Jokers stellen sich Fragen nach Strategien im Kampf gegen das hemmungslos Böse und der Bedeutung von Heldenfiguren in einer Welt, die keine weißen Westen kennt. Welche Opfer muss man erbringen, um zu verhindern, dass das Böse ziellos, um seiner selbst Willen getan wird?
„Some people simply want to see the world burn"
Harald Koberg